Aktuell
23.5.2015
"Befreiungsschlag"
am Allgäu Airport?
Die
Gesellschafter des Allgäu Airport haben eine Kapitalaufstockung
um mindestens 4 Mio. Euro beschlossen (eine weitere Million
wird lt. MZ über die Gewinnung neuer Anteilseigner erwartet).
Darüber berichtet die MZ unter Überschriften wie "Signale
für einen Aufwind" und "Der Allgäu Airport
scheint gerettet", die Süddeutsche sieht gar einen
"Befreiungsschlag". Es sei ein "klares Bekenntnis"
der beteiligten Unternehmer. Allein der zeitliche Verlauf läßt
eher auf den Mut der Verzweiflung schließen. Nach Aussage
von Ex-Landrat Gebhard Kaiser, der als Berater des Memminger
Flughafens tätig ist, sei ohne weiteres Geld der Linienflugbetrieb
über das Jahr 2015 hinaus akut gefährdet gewesen.
Dabei wurde bereits Ende 2014 ein Überbrückungskredit
von mehr als einer Mio. Euro aufgenommen. Da schien die Bereitschaft
zu einem klaren Bekenntnis noch nicht vorhanden gewesen zu sein.
Ist es also der Glaube an die Versprechungen des Managements,
welches den desolaten Zustand des Airports in hohem Maße
mit zu verantworten hat, daß nach einem Ausbau alles Besser
werde? Oder hat es etwas mit der bevorstehenden Gerichtsverhandlung
zu tun, zu der man nach jahrelanger Abwärtstendenz unbedingt
etwas Positives vorzuweisen haben will? Oder soll die neue Entwicklung
als Argument dienen, das sich der Freistaat doch bitteschön
finanziell stärker engagieren oder sich am Besten gleich
am Allgäu Airport beteiligen möge? Diesem Ansinnen
war bei den letzten Verhandlungen abschlägig beschieden
worden, unter anderem verbunden mit der Aufgabe, die Finanzen
in Ordnung zu bringen. Es wäre ein Witz, wenn sich der
Herr Söder von den geliehenen Millionen beeindrucken ließe,
ohne daß sich an den Grundlagen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
des Airports etwas geändert hat. Wie berichtet, hat der
Freistaat eine Förderung des Ausbaus in Höhe von 10
Mio. Euro zugesagt, dazu muß der Airport allerdings die
gleiche Summe selbst aufbringen.
Kurz
vor Bekanntgabe der Kapitalaufstockung hatte Intersky mitgeteilt,
ab 5. Oktober elf mal pro Woche nach Köln/Bonn zu fliegen.
Dieses Ziel gab es bereits von der Aufnahme des Flugbetriebes
2007 bis zum März 2010 und hatte bei einer ähnlichen
Gesamtkapazität sowie geringeren Preisen nur sehr selten
eine Auslastung von mehr als 60%. Dieses mal handelt es sich
allerdings um eine doppelte Tagesrandverbindung, die wohl vor
allem für Geschäfts-reisende interessant sein soll.
Ob der Bedarf groß genug ist, sei dahingestellt.
Die
ebenfalls von Intersky bedienten Verbindungen nach Berlin und
Hamburg sollen ab 25.10. täglich beflogen werden. Interessanterweise
wollte Intersky-Geschäftsführer Hohl auf der Pressekonferenz
am 18.5. auch auf Nachfrage zur bisherigen Auslastung keine
Zahlen nennen, versicherte aber: Wir würden unser
Angebot nicht erweitern, wenn wir mit den Zahlen nicht zufrieden
wären. Dazu muß gesagt werden, daß Memmingen
auf dem Weg nach und von Berlin und Hamburg nur ein Zwischenstopp
ist, die Maschine kommt aus Friedrichshafen bzw. fliegt nach
da weiter. Es ist nicht bekannt, welche Maßstäbe
Intersky hier an die Auslastung anlegt, vermutlich werden die
Friedrichshafener und Memminger Passagiere aber nicht getrennt
gerechnet. Wir werden sehr genau beobachten, welche Zahlen der
Allgäu Airport an das statistische Bundesamt meldet.
Fazit:
Es rauscht mal wieder im Blätterwald, was FMM angeht. Viel
Lärm um nichts, möchte man meinen, der große
Wurf ist jedenfalls nicht dabei. 4-5 Mio. Kapitalaufstockung
sind angesichts von 15 Mio. Schulden, eines Millionen-Überbrückungskredits
und gewaltiger Ausbaukosten ein Tropfen auf den heißen
Stein, zumal sich an den wirtschaftlichen Voraussetzungen nichts
geändert hat. Und auch eine neue Innerdeutsche Verbindung
sowie der geringfügige Ausbau der bestehenden machen sich
zwar gut in der Statistik, sind aber letztendlich nicht dazu
geeignet, den großen Durchbruch hinsichtlich der Passagierzahl
herbeizuführen. Der Airport selbst rechnet heuer mit 860000
Passagieren. Diese Schätzungen lagen schon öfter deutlich
daneben. Sollte sie aber zutreffen, wird wieder mit großer
Selbstzufriedenheit ein "Wachstum um 14%" vermeldet
werden, so die Erfahrung. Wer näher hinschaut, wird feststellen,
daß diese Passagierzahl nur unwesentlich über der
von 2013 liegt. Und immerhin rund 40000 Passagiere unter dem
bisherigen Bestwert von 2010. Wachstum sieht anders aus.
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