Aktuell
17.09.2014
7,5%
weniger Passagiere im 1. Halbjahr 2014
Im
ersten Halbjahr 2014 ging die Passagierzahl am Allgäu Airport
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,5% zurück. Das
meldete der Bayerische
Rundfunk am 15.9. Auch dieses mal muß ein prominentes
Thema herhalten, um dieses Desaster zu erklären. Die Geschäftsleitung
begründe den Rückgang "vor allem mit der Ukraine-Krise.
Die Fluggesellschaft Wizz Air habe ihre Flüge von Memmingen
nach Donezk komplett und die nach Kiew weitgehend eingestellt.",
so der BR. Vor allem? Und wurden die Flüge nach Kiew tatsächlich
weitgehend eingestellt?
Daß
die Passagierzahlen in die Ukraine auf Grund der dortigen Verhältnisse
zurückgehen, war zu erwarten und ist unbestritten. Richtig
ist auch, daß Wizzair die Flüge nach Donezk im März
nach 6 Monaten eingestellt hat. Ob die schwache Auslastung zwischen
51 und 63% bereits den Unruhen in der Ukraine geschuldet war,
kann nur mutmaßt werden, ist aber im Vergleich zur Auslastung
der Flüge nach Kiew zumindest fraglich. Deren Anzahl wurde
zwar insbesondere im Mai und Juni reduziert, liegt aber trotzdem
noch auf dem Level anderer beliebter Ziele wie Malaga oder Teneriffa.
Es ist also stark übertrieben, hier von "weitgehend
eingestellt" zu sprechen.
Wie
stark ist nun die Passagierzahl von den Ukraine-Verbindungen
betroffen? Insgesamt waren es 3000 Passagiere (Einsteiger) in
die Ukraine weniger als im ersten Halbjahr 2013. Damit liegt
deren Anzahl ziemlich genau wieder auf dem Niveau von 2012.
Damals betrug der Anteil am Einsteiger-Gesamtaufkommen 7%, 2013
waren es 9% und heuer immer noch 8%. Unterstellt man für
dieses Jahr (Januar bis Juni) eine gleichbleibende Anzahl von
Passagieren in die Ukraine, läge der Rückgang in diesem
Zeitraum bei 6% statt 7,5%. Damit sind die Flüge in die
Ukraine zwar sehr deutlich am Gesamtergebnis beteiligt, um sie
aber als Hauptgrund ansehen zu können, ist der Anteil zu
gering.
Auch die Angaben zur Entwicklung der Flugbewegungen bedürfen
einer näheren Betrachtung. "Der Flughafen verzeichnete
7,4 Prozent mehr Flüge von Geschäfts- und Privatmaschinen.",
ist in der oben genannten Meldung des BR zu erfahren. Diese
Zahl ist zwar richtig, steht aber für das gesamte Flugaufkommen
am Allgäu Airport. Warum so bescheiden? Bei den Geschäfts-
und Privatmaschinen (bis 25t) lag die durchschnittliche Steigerung
bei fast 50%. Klingt doch gut, oder? Das Gemeine an Prozentwerten
ist allerdings, daß sie ohne die Angabe absoluter Zahlen
nur wenig aussagen. So besteht die Steigerung um 145% bei den
Maschinen von 14-20t aus ganzen 29 Flugbewegungen, also 49 insgesamt.
Die größte Steigerung, die auch für die Passagierkapazität
von Bedeutung war, gab es in der Klasse 25-75t mit einem Plus
von 253 Flugbewegungen (+42,7%), was auf die innerdeutschen
Vebindungen, die es im ersten Halbjahr 2013 nicht gab, zurückzuführen
sein dürfte. Das dicke Ende kommt aber noch: In der Startgewichtsklasse
75-175t (Ryanair) wurden 385 Flugbewegungen weniger gezählt
als im Vorjahreszeitraum (-19,2%). Wenigstens haben das die
Hobbyflieger mit 398 zusätzlichen Flugbewegungen wieder
ausgeglichen. Leider bringen die herzlich wenig für die
Passagierstatistik...
Das
erste Halbjahr 2014 ist die nahtlose Fortsetzung der negativen
Entwicklung, die die "Erfolgsgeschichte" Allgäu
Airport seit 2010 genommen hat, als zum letzten mal ein neuer
Passagierzahlrekord vermeldet werden konnte. Der Juni lag nur
600 Passagiere über dem des Jahres 2011 und hat damit eines
der beiden schlechtesten Juni-Ergebnisse seit 2008 (!) zu verzeichnen.
Offiziell ist natürlich immer etwas anderes schuld an den
miserablen Ergebnissen, sei es nun die Luftverkehrssteuer oder
eben die Krise in der Ukraine. Die Hoffnung, daß der geplante
Ausbau das Blatt grundlegend wenden könne, ist mehr als
naiv.
|