Aktuell
04.04.2012
Sommerflugplan
2012
Ende
März ist der Sommerflugplan 2012 in Kraft getreten. Auf
der Homepage des Airports freut man sich über das "größte
Angebot seit Bestehen". Das ist zunächst mal richtig,
aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Der Artikel verkündet
stolz "32 Ziele, die von zehn Fluggesellschaften ab Memmingen
angeboten werden". Diese Aussage ist bereits überholt;
die Flüge eines dänischen Reiseveranstalters von /
nach Billund sind im aktuellen Flugplan (Stand 3.4.) nicht mehr
zu finden, womit dem Airport bereits ein Ziel und eine Airline
abhanden gekommen wäre. Ferner finden nach Lourdes nur
zwei und nach dem lange Jahre vertretenen Heraklion nur noch
ganze drei Starts statt. Diese Tatsache realativiert die Gesamtzahl
der Ziele nochmals deutlich, auch wenn diese unbestritten höher
liegt als in den letzten Jahren.
Bleiben
wir bei 31 Zielen und 9 Airlines. Diese Angaben vermitteln dem
Leser den Eindruck eines recht breit aufgestellten Flughafens.
Hat er es also doch geschafft, sich aus der Abhängigkeit
von Ryanair zu befreien? Irrtum: Fast 70% aller planmäßigen
Flugbewegungen und - was die Misere noch deutlicher macht -
mehr als 75% der gesamten Kapazität an Sitzplätzen
entfallen auf die Iren. Im Umkehrschluss heisst das, dass rund
90% der vertretenen Airlines (also alle anderen außer
Ryanair) weniger als 25% der Gesamtkapazität stellen! Für
jedes Wirtschaftsunternehmen ist eine derartige Abhängigkeit
von nur einem Kunden eine potentiell gefährliche Situation.
Aber es haben eben nur Flughäfen das Privileg, im Fall
der Fälle vom Staat geradezu stur am Leben erhalten zu
werden. Ein nettes Ruhekissen für die Betreiber.
Weiterhin
konnten 7 Ziele nur mit erheblichem eigenen Aufwand realisiert
werden, weil keine Airline gewonnen werden konnte, diese Destinationen
von Memmingen aus anzufliegen. Damit entfallen die Dumpingpreise
als "Alleinstellungsmerkmal" des Allgäu Airport,
was eine regulierende Wirkung haben wird. Kurztrips nach Berlin
oder Hamburg sind damit wohl größtenteils Vergangenheit,
und ob Geschäftsreisende die Angebote uneingeschränkt
nutzen können, ist wegen unterschiedlicher Abflugzeiten
ebenfalls fraglich. Selbst der Berufsoptimist Schmid rechnet
in diesem Jahr nur mit einer Auslastung von 50% - und das bei
den ach so dringend benötigten Inlandsflügen. Gründe,
warum dieser Wert im nächsten Jahr steigen sollte, müssen
erst noch gefunden werden.
Auch die 5 in Eigenregie erstellten Warmwasserziele weisen einige
Probleme auf. Charterangebote dieser Art erhält man an
jedem der umliegenden Flughäfen. In der Tagespresse werden
die Reisen aggressiv beworben, was im allgemeinen ein deutliches
Zeichen für mangelnde Nachfrage ist. Auf der Facebookseite
wurde der Chef des beteiligten Reiseveranstalters höchstselbst
bemüht, Werbung zu machen. Zudem hat sich der "zuverlässige
Partner" Ryanair erlaubt, eines der Ziele ebenfalls anzufliegen,
was zwar sein Recht ist, die Situation aber nicht gerade vereinfacht.
Fazit:
Im Vergleich zum letzten Jahr werden die Passagierzahlen fraglos
deutlich steigen. Ein wesentlicher Grund dafür werden wieder
die Dumpingpreise von Ryanair sein, mit denen ein Großteil
der Passagiere in die Maschinen gelockt wird. Die Abhängigkeit
des Flughafens von Ryanair bleibt unverändert bestehen,
alle anderen Angebote können selbst in Summe nicht einmal
annähernd als "zweites Standbein" bezeichnet
werden.
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