Aktuell
6
Mio. Euro für den Flughafen Memmingen
Der Flughafen
Memmingen soll 6 Millionen Euro Förderung erhalten. Das
hat der Landtag im Dezember 22 beschlossen.
Auf maßgebliches
Betreiben der Herren Thomas Kreuzer (Kemptener Abgeordneter,
CSU-Fraktionsvorsitzender im Landtag) und Klaus Holetschek (Memminger
Abgeordneter, Bayerischer Gesundheitsminister (!!)) erhält
der Memminger Airport eine weitere, nicht unbedeutende Finanzspritze.
Bereits in einer Meldung vom 7.7.21 heißt es auf der Webseite
von Klaus Holetschek:
https://www.holetschek.de/index.php?ka=1&ska=1&idn=340&printit=1
Die Luftfahrt
ist von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Reisewarnungen
und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie Quarantäneregeln
und die Testpflicht für Fluggäste haben auch am Flughafen
Memmingen zu einem Passagierrückgang von rund 60 Prozent
geführt.
Die Luftfahrt wurde besonders hart getroffen?? Was ist
mit den vielen tausend Arbeitnehmern, ggf. auch bei Airlines
und Flughäfen, die ihren Job verloren haben? Was ist mit
den Unternehmern, die ihre Betriebe unwiderruflich schließen
mußten? Ja, es gab Beihilfen. Aber es ist kein Geheimnis,
daß die versprochenen Zahlungen oft mit mehrmonatiger
Verspätung eintrafen und / oder nur für betriebliche
Belange ausgegeben werden durften, wie auch immer die zu dieser
Zeit ausgesehen haben sollen. Existenzen wurden zerstört
oder erlebten zumindest tiefere Einschnitte als die meisten
Unternehmen im direkten Luftfahrtbereich.
In der Meldung wird
ausgeführt, daß der Memminger Flughafen von den Fördermitteln
des Bundes nicht profitieren konnte, da weder der Bund beteiligt
ist noch die Flugsicherung von der DFS durchgeführt wird.
Weiter heißt es:
Hier muss der Freistaat ein Zeichen setzen und
zumindest von bayerischer Seite für eine Gleichbehandlung
unserer Flughäfen sorgen, verdeutlicht Kreuzer. So
könnte der Freistaat anhand der Konditionen der Bundesrahmenregelung
Beihilfe für Flugplätze den vorgesehenen Landesanteil
der Förderung in Höhe von 50 Prozent als Zuschuss
zur Verfügung stellen. Der Flughafen Memmingen und seine
Gesellschafter müssten dann nur noch einen Eigenanteil
von 50 Prozent der Ausfälle aufgrund der Corona-Krise tragen.
Die von der EU-Kommission
abgesegnete Bundesrahmenregelung
Beihilfe für Flugplätze, die hier als Basis
für die Zahlung herangezogen wird, ermöglichte die
Gewährung von Zuschüssen als Ausgleich für Covid-19
bedingten Schäden im Zeitraum vom 4. März bis 30.
Juni 2020, die Antragsfrist endete am 31.3.2021.
https://beihilfen-blog.eu/geaenderte-bundesrahmenregelung-beihilfen-fuer-flugplaetze/
Die Pläne in der o.g. Meldung vom 7.7.2021, in der ja die
Umsetzung der Regelung angedacht war, waren zu diesem Zeitpunkt
also schon Makulatur.
Werfen wir einen
Blick auf die Entwicklung der Passagierzahlen am Allgäu
Airport:
2019: 1,72 Mio.
2020: 690780
2021: 980503
2022: 1,99 Mio.
Bereits im zweiten
Jahr der Pandemie gab es also wieder einen Aufschwung. Der Geschäftführer
des Flughafens, Ralf Schmid, sagte gegenüber all-in,
man sei mit einem blauen Auge davongekommen.
Im Schnitt aller Flughäfen gab es deutschlandweit den zweitgeringsten
Rückgang der Passagierzahlen.
https://www.all-in.de/memmingen/c-lokales/flughafen-memmingen-zieht-bilanz-corona-hat-die-zahl-unserer-passagiere-mehr-als-halbiert_a5102084
Die Summe der Förderung
in Höhe von 6 Millionen Euro wirft nun einige Fragen auf.
An den Beihilfefähigen 4 Monaten, die in der Bundesrahmenregelung
Beihilfe für Flugplätze definiert sind, ist
dieser Betrag abgesehen von den genannten Fristen
wohl kaum festzumachen. Weiterhin fragt sich der aufmerksame
Beobachter, ob ein Flughafen im 16. Betriebsjahr nicht endlich
auf eigenen Füßen stehen und seine Investitionen
selbst tätigen können sollte, so wie das schon lange
versprochen wird. Wir erinnern uns, daß in den ersten
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen behauptet wurde, daß
der Flughafen bereits bei 300000 Passagieren wirtschaftlich
arbeiten könne. Wer glauben will, daß diese Behauptung
nicht einfach ein Mittel zum Zweck war, soll das tun. Mittlerweile
sind fast 2 Millionen Passagiere erreicht, und es werden immer
noch Steuergelder in den Flughafen gepumpt . Der bayerische
Gesundheitsminister Holetschek freut sich über das Engagement
des Freistaates, den Flughafen beim Ausbau in Richtung 3 Millionen
Passagiere zu unterstützen. Daß ein Flughafen gesundheitsschädliche
Auswirkungen auf die Anwohner hat übersieht er dabei geflissentlich.
Die beschlossenen 6 Millionen Euro decken übrigens 75%
der geplanten Investitionssumme für den Ausbau des Passagierbereiches
ab. Geldgeschenk ist hier wohl die bessere Bezeichnung
als Beihilfe. Wir werden prüfen, ob das mit
den recht rigiden Regeln der EU zur Förderung von Flughäfen
vereinbar ist.
Und nicht zuletzt
da ja noch das Klima. Die Klimaschädlichkeit des Fliegens
sollte sich ja langsam herumgesprochen haben. Es ist paradox,
daß sich die bayerische Staatsregierung einerseits nach
außen hin gern als Vorreiter in Sachen Klimaschutz
präsentiert, gleichzeitig aber aktiv den Weg zu immer mehr
Flügen ebnet. In einer Kabinettssitzung vom 28.7.22 wurden
die Klimaziele nochmals festgelegt. Unter anderem soll der Ausstoß
von Treibhausgasen bis 2030 um 65% reduziert werden. Finde den
Fehler. Aber wir wollen nicht unerwähnt lassen, daß
der Flughafen Memmingen einen CO2-neutralen Betrieb bis 2030
plant (kein Witz!). Dann wird sicher alles gut.
Lesen Sie hier
den Brief eines unserer Mitglieder an Klaus Holetschek.
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